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Ein Abenteuer mit der recht unbekannten Airline Freebird

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Foto: Ole Simon/wikimedia/airliners.net

Eins vorweg: Bei „Freebird Airlines“ handelt es sich um eine reine Charterfluggesellschaft mit Sitz im türkischen Istanbul. In unserem Fall haben wir die Reise in die Türkei über den Karlsruher Reiseveranstalter „H&H Touristik“ gebucht. Der wiederum „mietet“ – wenn er genügend Reisende zusammen hat – von Freebird ein Flugzeug an.

So auch im erlebten Fall. Die Stewardessen hörten dann auch nicht auf zu betonen, dass der Flug „im Auftrag Ihres Reiseveranstalters H&H“ stattfände…

Soweit so gut. Hinflug und Urlaub verliefen problemlos. Der Rückflug nach Stuttgart – und jetzt wird’s spannend – mit Zwischenlandung in Frankfurt sollte jedoch zu einem munteren Mix aus Spaß, Angst, Hektik, Amüsement und einfach nur Kopfschütteln werden.

Erste Anzeichen, dass der Flug, aus meiner Sicht, recht amüsant werden sollte, hätte ich eigentlich schon beim Einstieg in die Maschine deuten und mit entsprechender Vorfreude bedenken sollen. Die die Chef-Stewardess, die zuvor wohl ausgiebig die Schminke aus der Wendy getestet hatte, war recht kratzbürstig und wenig bis gar nicht daran interessiert, den älteren Fluggästen beim Verstauen des Handgepäcks behilflich zu sein. Vielmehr gab’s auf deutsch-türkisch mehrmals den Kommentar „Eeeeyyy das passt da net rein!!!“

Zwei Stunden und etliche Diskussionen mit störrischen Toiletten-Gängern später, bereitete Madame Chef-Stewardess die Kabine auf die Landung in Frankfurt am Main vor.

Wieder auf deutschem Boden wurde es nun spannend: Jetzt musste sich jeder meiner mitfliegenden Rentner entscheiden: Frankfurt oder Stuttgart? Bis wo habe ich gebucht? Chef-Stewardess – wir nennen Sie jetzt einfach mal Ayla – gab ihr Bestes. Ohne Pause wiederholte Sie mit leicht angesäuerter Stimme, dass nun alle Passagiere, die bis Frankfurt gebucht hätten aussteigen müssten. Denn – und jetzt wurde es noch besser – genau diese Zahl an Menschen würde gleich wieder einsteigen und mit nach Stuttgart fliegen, von wo es für die Neueingestiegenen weiter bzw. zurück nach Antalya gehe. Da bekommt der Begriff Linienflug doch eine ganz neue Bedeutung, dachte ich mir…

Doch dann wurde es hektisch. Zwei Männer, nennen wir sie Herbert und Berthold, rannten hektisch und kopfschüttelnd vom hinteren Ende des Flugzeugs nach vorne zu Ayla, die sich zwei Reihen vor mir breit machte.

Herbert und Berthold hatten einen großen Fehler gemacht. Sie hatten in Antalya angegeben, bis Stuttgart mitfliegen zu wollen, jetzt fiel ihnen aber ein, dass sie bereits in Frankfurt aussteigen möchten. Logisch oder?! Ayla fand das gar nicht gut. Im Gegenteil. Ich sah förmlich, wie ein Mix aus Angst und Ärger in ihr hochstieg. Wobei die Angst in diesem Augenblick scheinbar überwog. Es arbeitete in ihr förmlich. Ich stellte mir vor, wie sie in diesem Moment all das durchging, was sie im Quick-Vierwochen-Stewardessen-Kurs in der Türkei für genau jene Situation gelernt hatte… mit dem Ergebnis: nichts… Trotzdem griff Sie beherzt zum Mikrofon: jeder Passagier müsse nun sein Handgepäck identifizieren. Jetzt wurde so einiges klar. Es schien, als hätte Ayla nun Angst, Herbert und Berthold wären Terroristen. Denn eins war klar, würden die beiden nun in Frankfurt aussteigen, bliebe ihr Gepäck bis Stuttgart im Gepäckraum… Ein guter Plan, wenn man darin eine Bombe versteckt hätte, oder?!

Es folgte kollektive Unruhe und das Suchen, nach den Handgepäckstücken. Doch es ging nicht lange, da hörte ich zwischen dem Rascheln schon wieder Aylas Stimme aus den Lautsprechern, inzwischen war sie nicht mehr genervt, nein, die Stimme glich der einer Frau kurz vor dem Nervenzusammenbruch. „Liebe Passagiere bitte setzten Sie sich augenblicklich hin und öffnen sie ihren Gürtel, das Flugzeug wir in diesem Moment betankt, es darf sich niemand mehr bewegen“, krächzte es. Mit Gürtel war übrigens der Anschnallgurt gemeint. Eigentlich auch ein Ding der Unmöglichkeit im Stehen gleichzeitig angeschnallt zu sein. Aber egal.

Lange Rede kurzer Sinn. Herbert und Berthold wurden, nachdem alles Handgepäck den jeweiligen Besitzern zugeordnet war, von zwei Bundespolizisten aus dem Flugzeug begleitet und Ayla verschwand erst einmal – vermutlich zum Weinen, ihre Schminke später sprach Bände – in die Toilette.

Die ganze Prozedur kostete uns eine Stunde mehr als geplant. Am Ende blieb eine etwas holprige Landung in Stuttgart und der Eindruck, dass Ayla und ihre gesamte Crew von Freebird auf diesem Flug sicherlich noch mal eine Nachschulung in Sachen Krisenmanagement, Führungsqualitäten und vor allem Gelassenheit benötigen.

Die Reise und somit auch der Flug waren günstig. Was will man da erwarten? Umso besser, statt dem fehlenden Infotainment-System an Bord gab’s wenigstens kostenlose Live-Belustigung. Ayla fand’s sicher nicht so lustig wie wir…


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